Seit 04.Mai 2017 bei Amazon

      K R E T A 

         Erinnerungen an eine Reise

 

Dieses Büchlein ist alles andere als ein Nachschlagewerk für Reisewillige, die sich nach Kreta aufmachen wollen. Das will es auch nicht sein und kann es nicht. Denn dafür fehlt mir ein fundiertes Wissen über diese größte Insel Griechenlands, für dessen Aneignung sicherlich Voraussetzung gewesen wäre, mehr Reisen als diese eine dorthin unternommen zu haben.

 

     Ich jedoch war nur einmal in meinem bisherigen Leben auf Kreta und hatte nie den Ehrgeiz und die Absicht, dieses Wissen zu erlangen. Eine Folge allerdings hatte diese Reise auf jeden Fall: Ich erlag dem einzigartigen Charme Kretas. Wenn man denn meinem Versuch, diese eine Reise zu beschreiben,  eine Absicht unterstellen wollte, dann wäre es u.a. die, dem Leser diesen Charme nahezubringen, ihn teilhaben zu lassen an der ganz besonderen Atmosphäre, die ich dort erlebt habe, dieser außergewöhnlichen Mischung aus liebenswürdiger Direktheit und überbordender Gastfreundschaft seiner Bewohner.

 

 

                           Leseprobe

 

 

Außer mit dem Taxifahrer in Athen bzw. Piräus hatten wir bisher noch mit keinem Griechen Kontakt gehabt. Dass sollte sich innerhalb der nächsten Viertelstunde ändern: Als wir nämlich einen Fahrradladen passierten, blieb Karin stehen und zupfte mich am Ärmel:

     »He! Ich hab´s«,  rief sie. »Bleib stehen!«

    Ich blieb also stehen und drehte mich zu meiner Frau um, die die paar Meter zu besagtem Laden bereits zurückgegangen war.

     Als ich die Fahrräder sah, die da nicht nur zum Verkauf, sondern auch zum Verleih angeboten wurden – wie auf einer Werbetafel in englischer Sprache geschrieben stand – wollte ich zuerst nicht glauben, was Karin uns da zumutete.

     »Du meinst doch nicht im Ernst …« fing ich an, als sie mich unterbrach;

     »Nicht mit dem Rad! Wir müssen fragen, ob er auch Roller vermietet. Und dann mieten wir uns einen. Du fährst, und ich hinten drauf.«

     »Roller – okay. Aber ich bin noch nie Roller gefahren«, warf ich ein.     

    »Ach was«, erwiderte Karin, »stell dich nicht an! Das ist ganz einfach.« Wir rein ins Geschäft. Da stand er also, der Grieche, mit dem wir den ersten engeren Kontakt hatten. Er konnte deutsch. Hatte einen Schnauzbart. Deutlich älter als wir. Und er war freundlich. Wir hatten sofort das Gefühl, willkommen zu sein. Er lächelte uns wie gute alte Bekannte an und beantwortete Karins Frage.

     »Ja. Ich habe zwei Roller.«

     Wir schauten uns an.

     »Siehste!«, sagte sie.

     Sie wandte sich wieder dem Griechen zu und meinte: »Wir wollen nur einen. Er fährt«, dabei zeigte sie mit dem Daumen auf mich, »und ich sitze hinten.«

     »Okay«, kam die Antwort, »dann kommen sie mit vors Haus. Eine Probefahrt.«

Oh, Mann! Musste das sein. Ich war doch noch nie gefahren. Vielleicht hätte ich erst ein paar Übungsstunden haben sollen. Ich allein. Ohne Zeugen. Stumm ergab ich mich meinem Schicksal und folgte den beiden nach draußen.

     Er hievte den Roller vor die Tür und bedeutete mir, das Steuer zu übernehmen. Er erklärte mir die Funktion der wenigen Schalter und Hebel.

Dann verlangte er: »Fahren sie einmal um diesen Block!«, wobei er eine weitausladende Halbkreisbewegung mit seinem Arm vollführte.

     Nicht viel überlegen! Los also. Der Start war holperig. Genau genommen etwas mehr als das. Aber letzten Endes kam ich von der Stelle, und die Fahrt begann. Ich fand, dass  ich das ganz gut machte. So schwer war das auch wirklich nicht. Karin hatte ganz recht.

     Als ich die letzte Kurve gemeistert hatte, sah ich die Beiden in einiger Entfernung am Bordstein stehen. Ich war richtig zufrieden mit mir und meinen Fahrkünsten und zuversichtlich, dass wir unsere Reise mit dem Roller ganz easy schaffen würden.

     Ich stoppte, stellte mein Bein ab und blickte unseren neuen Freund erwartungsvoll an. Als der seine Stirn in Falten legte und seine Handbewegungen ein klein wenig anzudeuten schienen, dass es ihm leid täte, und er dazu noch ganz entschieden seinen Kopf schüttelte, war mir alles klar.

     »Kein Roller«, meinte  er, zeigte gleichzeitig hinter sich und setzte seine Rede fort:

     »Für jeden ein Mofa. Okay?«,